Die Fangschrecken (Mantodea), engl. : mantises bzw. praying mantises, werden auch Gottesanbeterinnen bzw. Mantiden genannt. Sie bilden eine Ordnung in der Klasse der Insekten (Insecta), der Unterklasse Fluginsekten (Pterygota) und in der Überordnung der Neuflügler (Neoptera). Wissenschaftlich Synonyme für die Ordnung der Fangschrecken sind Manteodea, Mantearia und Mantoptera.
Mantis religiosa - Kopf
Die Ordnung der Fangschrecken enthält bisher keine Unterordnungen und Überfamilien. Sie ist unmittelbar in Familien, Unterfamilien, Triben und Gattungen unterteilt. Fangschrecken-Familien sind: Acanthopidae, Amorphoscelididae, Chaeteessidae, Empusidae, Eremiaphilidae, Hymenopodidae, Iridopterygidae, Liturgusidae, Mantidae, Mantoididae, Metallyticidae, Sibyllidae, Tarachodidae, Thespidae und Toxoderidae. Diese Familien teilen sich (zusammengenommen) in mindestens 32 bis 45 Unterfamilien auf.
Junge Fangschrecke
Zu den Unterfamilien gehören die Acanthopinae, Blepharodinae, Chaeteessinae, Deroplatyinae, Empusinae, Hapalomantinae, Iridopteryginae, Mantinae, Nanomantinae, Oxypilinae, Paraoxypilinae, Sibyllinae, Toxoderinae und die Vatinae. Beispiele für die weltweit etwa 2200 bis 2300 Fangschrecken-Arten sind Apteromantis aptera, Empusa pennata, Wandelnde Geige (Gongylus gongylodes), Teufelsblume (Idolomantis diabolicus), Hymenopus coronatus, Europäische Gottesanbeterin (Mantis religiosa), Ghana-Gottesanbeterin (Sphodromantis lineola), Indische Große Gottesanbeterin (Hierodula membranacea), Litaneutria minor und Mantoida tenuis.
Junge Mantis religiosa
Die Fangschrecken (Mantodea) sind weltweit in tropischen und subtropischen Gebieten verbreitet. Nur eine einzige Art, die Europäische Gottesanbeterin (Mantis religiosa), kommt in Mitteleuropa vor, während es im gesamten europäischen Raum etwa 12 Arten sind. Abgesehen von einigen europäischen und amerikanischen Arten gelten die Fangschrecken in ihrem Bestand als nicht gefährdet.
Junge Mantis religiosa - Kopf
Erwachsene Fangschrecken erreichen Körperlängen von 12 bis 160 mm, wobei männliche Exemplare kleiner sind als Weibchen. Ihre Körper tragen grüne, gelbliche oder braune Tarnfarben. Da sich Fangschrecken auf der Lauer nach Beute für lange Zeit regungslos verhalten, sind sie von ihrer Umgebung nur mit Mühe zu unterscheiden.
Der Kopf der Fangschrecken ist dreiecksförmig und frei beweglich. Er kann bei einigen Arten um 300 Grad geschwenkt werden. Er trägt seitlich 2 Facettenaugen, zwischen denen sich 3 Punktaugen (Ozellen) befinden. Daher haben die Fangschrecken auch dann, wenn sie unbeweglich verharren, ein sehr großes Sichtfeld. Ihre kauend-beißenden Mundwerkzeuge sind (hypognath) schräg nach unten gerichtet und weisen in Richtung des Hinterkörpers. Die Fühler sind geißelartig und vielgliedrig.
Das erste Brustsegment (Prothorax) der Fangschrecken ist halsartig verlängert, und erhöht die Flexibilität des Kopfes. Darüber hinaus vergrößert sich hierdurch der Aktionsradius der am Prothorax anhängenden Fangbeine. Mittelbrust (Mesothorax) und Hinterbrust (Metathorax) sind miteinander verschmolzen. Die männlichen Fangschrecken haben gut entwickelte Flügelpaare, die sie jedoch meistens nur einsetzen, um Gefahren zu entfliehen. Bei den Weibchen sind die Flügel oftmals verkümmert, oder fehlen ganz. Der zum Ende hin (dorsoventral) abgeflachte Hinterleib der Fangschrecken besteht aus 11 Segmenten.
Während die Vorderbeine der Fangschrecken als Fangbeinen ausgebildet sind, sind die beiden hinteren Beinpaare zu kräftigen Schreitbeinen entwickelt. An den Schenkeln (Femura) und Schienen (Tibien) der Fangbeine befinden sich Dornen, mit deren Hilfe Beutetiere besser festgehalten werden können. In Erwartung einer Beute sind die Fangbeine aufgerichtet und an den Vorderkörper angelehnt. Dieser Beinstellung verdanken die Fangschrecken ihre Benennung als Sonnenanbeterinnen. Nähert sich ein Insekt, klappen Schenkel und Schienen der Vorderbeine im Bruchteil einer Sekunde wie eine Falle zusammen, wobei deren Dornenbesatz ein Entkommen der Beute fast unmöglich macht.
Während die meisten Fangschrecken tagaktive Insektenjäger sind, gibt es einige Arten, die auch während der Nacht unterwegs sind. Große Fangschrecken-Arten (bis 160 mm Körperlänge), erbeuten sogar Skorpione, kleine Schlangen, Vögel oder Säugetiere.
Tropische Fangschrecken haben eine Lebenserwartung von 10 bis 12, einige bis zu 14 Monaten. In kälteren Regionen sterben die weiblichen und (die bis dahin überlebenden) männlichen Fangschrecken im Verlauf des Winters.
Nach der Paarung, in deren Verlauf die Männchen häufig von ihren Partnerinnen verspeist werden, legen die befruchteten Weibchen 10 bis 400 Eier in gut geschützten Paketen (Ootheken) ab. Die Eiablage (Oviposition) erfolgt auf Ästen, Zweigen, an Steinen oder (seltener) im Boden. Diese Gelege werden bei einigen Arten von den Weibchen bewacht.
Die Larven (Nymphen) durchleben 3 bis 12 Stadien, an deren jeweiligem Ende eine Häutung erfolgt. Sie haben angedeutete Flügel und weniger Antennenglieder als die erwachenen Fangschrecken. Spinnfäden, die im ersten Larvenstadium die Larven mit dem Schutzgehäuse (Oothek) verbinden, verhindern ein Herabfallen der Pronymphen auf den Boden, wo sie eine leichte Beute für Fressfeinde darstellen würden. Die Pronymphen tragen fadenförmige Anhängsel am Hinterleibsende, die bei Verlust regeneriert werden können.
Natürliche Feinde der Fangschrecken-Nymphen sind Insektenfresser wie Vögel, Eidechsen und einige Säugetierarten. Außerdem können sie von Würmern oder Milben parasitiert werden.